Typisch Teenachmittag!

Der Himmel ist grau und die Temperaturen mäßig. Daher schichtet eine gekonnt das Feuerholz und wirft den Kamin in der Stube des Emder Pfarrhauses an. Jahrzehntelang wohnten hier Pastorenfamilien und manches Mal versammelten eben diese die Gemeinde auch in ihrem Wohnzimmer. Inzwischen ist die Stube ein Gemeinderaum. Ein ganz besonders Schöner, denn man sitzt gut, hat eine großartige Aussicht und im Winter den Kamin. An jedem zweiten Dienstag ist Teenachmittag. Dieses Mal mussten wir noch Stühle dazu holen und dann saßen wir da und teilten nicht nur Tee, sondern auch Freud und Leid und manche Geschichte. Eigentlich wollte der Aushilfspastor nur wissen, wie jede und jeder zur Gemeinde gekommen sei. Was dann geschah war zauberhaft. Fast jede Geschichte begann in der Kindheit, so wie eben all unsere Geschichten in der Kindheit beginnen. Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? Und was hat uns geprägt? Eine sagte: „Hier habe ich mich immer willkommen gefühlt. Und das ist bis heute so.“ Eine andere erzählte, wie sie 1969 in genau dieser Stube mit der Pastorenfamilie und ein paar Jugendlichen die Mondlandung verfolgte. Und wieder ein anderer konnte berichten, wie seine Entscheidung reifte, zu den Mennoniten zu gehören. „Hier darf man sein, wie man ist“, sagte eine und alle nickten. Der Aushilfspastor staunte über so viel Freundlichkeit und Freiheit in einem Raum. Auch Trauriges hatte seine Zeit, denn Schmerz und Kummer kannten auch alle. So wurde es langsam dunkel und schließlich machte eine ein gemütliches Licht in der Stubenecke an. Am Ende hatte der Teenachmittag doppelt so lange gedauert wie sonst. Und wir gingen reich beschenkt davon. Liederbücher, Andacht und Gitarre brauchte der Aushilfspastor diesmal nicht. Vielleicht beim nächsten Mal, also am 14. Februar um 15 Uhr. Ausgerechnet am Valentinstag! Vielleicht teilen wir dann ja Liebesgeschichten. Unter anderem die große Geschichte von der Liebe Gottes zu seinen Menschenkindern. Vieles von dieser Geschichte steht in der Bibel. Aber vieles auch nicht. Warum? Weil wir alle ein Teil dieser Geschichte sind!

Alles Liebe

Der Emder Aushilfspastor Martin Kaminski